Die unterschiedlichen Ansprüche des Wiederkäuers und des Fermenters erfordern eine getrennte Prüfung der Sorten für Biogasmais und für Futtermais. Der Erntetermin kann nutzungsspezifisch angepasst werden, um (i) die Ausnutzung der Vegetationszeit für die Biomasse- und Fettbildung für den Biogasmais – kein ausgereiftes Korn bzw. (ii) eine hohe Einlagerung und Ausreife der Stärke im Korn für den Futtermais zu ermöglichen.
Der Landwirt kann je nach Betriebstyp (Biogas, Milchvieh, Mast, Kombination) und Leistungsfähigkeit seines Standortes die entsprechende Sortenwahl nach den Kriterien Biogasausbeute bzw. Gesamttrockenmasseertrag oder, wie bereits für die Fütterung praktiziert, über den Stärkegehalt, Energiedichte bzw. Stärkeertrag vornehmen.
Die Sorten reagieren statistisch signifikant unterschiedlich in ihrer Fähigkeit, Biomasse bis zum Ende des Erntezeitfensters (30 bis 37 GTS %) zu produzieren. Bei entsprechenden Sortentypen sollte die zur Verfügung stehende Vegetationszeit hierzu genutzt werden. Die Biogasausbeute ist dagegen nach wissenschaftlichen Untersuchungen über ein breites Optimum konstant und erst bei sehr hohem Abreifegrad der Gesamtpflanze ist mit einer absinkenden Biogasausbeute zu rechnen.
Beim Erntevorgang sowie bei der Einlagerung bzw. Konservierung von landwirtschaftlichen Produkten entstehen Verluste. Der Landwirt ist aus ökonomischer Sicht aufgefordert, die verfahrensabhängigen (Gärsaft, Feldverluste) so weit wie möglich zu reduzieren, und die vermeidbaren (Nacherwärmung im Silo, aerobe Umsetzungen) zu stoppen. Die Herausforderung des Landwirts besteht darin, zunächst die nutzungs- und regionalspezifische Sortenwahl vorzunehmen, den optimalen Erntezeitpunkt zu bestimmen, die Anpassung der Häcksellänge an den tatsächlichen Gesamttrockensubstanzgehalt (GTS %) in der Ernte vorzunehmen sowie eine ausreichende Verdichtung des Häckselgutes und Abdeckung des Fahrsilos zu gewährleisten.
Anteil Maisfläche für Biogasnutzung
Deutsche Biogasanlagen nutzten 2015 ungefähr ein Drittel der deutschen Maisanbaufläche, was einem Anteil von 0,25 % an der globalen Maisfläche bzw. von 0,02 % der weltweiten Landnutzungsfläche entspricht. Diese Fläche ist zu gering, um Auswirkungen auf die globalen Rohstoffmärkte zu verursachen.
Fläche für Teller, Trog und Tank
Auf deutschen Ackerflächen wird neben Futter- und Lebensmitteln auch Biomasse für die Energieerzeugung angebaut. Da die Anbaufläche begrenzt ist, steigen infolge von Flächenkonkurrenz und -verknappung die Preise für Futter- und Lebensmittel, so die These in der medialen Debatte. Langfrist-Untersuchungen können diesen Zusammenhang nicht bestätigen und kommen zu einer anderen Einschätzung. Der Sachverhalt ist jedoch sehr komplex und kann nur über den globalen Blickwinkel bewertet werden.
Biogas als Ersatz für fossile Energie
Im Bereich der Energie- und Klimapolitik hat Mais als Nachwachsender Rohstoff zunehmend weltweit an Bedeutung gewonnen. Hintergrund ist die unterschiedliche Bewertung der fossilen Reserven und des Ziels die Treibhausgas(THG)-Emissionen, die fast überwiegend aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und Industrieprozessen stammen, nachhaltig zu reduzieren. Dieses ist durch den Ausbau regenerativer Energiequellen zur Stromerzeugung möglich. Die Vergärung von Biomasse zu Biogas ist hierbei ein wichtiger Part. Biogas kann neben der Stromproduktion flexibel gespeichert werden, die Abwärme als Heizenergie und das Biomethan für die Mobilität in Fahrzeugen genutzt werden.
Biogasmais ist effizient
Der auf Frischmasse bezogene Substrateinsatz in Biogasanlagen setzt sich zu 53 % aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo), 43 % aus tierischen Exkrementen, 4 % aus Bioabfall und unter 1 % aus industriellen und landwirtschaftlichen Reststoffen zusammen. Der „energiebezogene“ Einsatz von NawaRos liegt, bedingt durch deren höhere Gasausbeuten bei rund 82 %, wohingegen tierische Exkremente nur zu 14 % beitragen. Der frischmassebezogene Anteil von Mais an den NawaRos in Höhe von 73 % zeigt jedoch nicht die Effizienz der Pflanze auf. Mais beansprucht nur 54 % der Anbaufläche zur Erzeugung der Biomasse. Höhere Biogasausbeuten lN kg-1 oTM und höhere Gesamttrockenmasseerträge dt ha-1 von Biogasmais werden zukünftig die Ökoeffizienz weiter erhöhten.